31. Mai 2009

Kobe vs. LeBron: Schön wär's gewesen

Beim Schuhhersteller Nike haben sie darauf gesetzt, dass LeBron James und die Cleveland Cavaliers und Kobe Bryant und die Los Angeles Lakers in den nächsten zehn Tagen den neuen NBA-Meister ausspielen. Während der gestrigen Übertragung aus Orlando, wo die Cavaliers im sechsten Spiel aus dem Rennen geworfen wurden, wurde ein Teil dieser Werbespots ausgestrahlt und wirkte ein wenig deplatziert. Cleveland hatte das ganze Match über keine Schnitte, und LeBron konnte nichts dran ändern. Aber weil die Umsetzung der Idee – LeBron und Kobe als Muppet-Puppen, die zusammen wohnen - sehr gelungen ist, wollen wir sie dem werten Publikum nicht vorenthalten. Wer weiß, ob die beiden noch mal in einer Finalserie aufeinandertreffen?





NFL: Wann verlassen die Rams St. Louis?

Das Wanderlust-Virus war in den letzten Jahren in der National Football League als ansteckende Krankheit im Grunde besiegt. Mal abgesehen von der Ödnis in Los Angeles hat die Liga wirklich alle Fernsehmärkte in den USA mit Teams besprenkelt, die sich ein solches Aushängeschild leisten können. Obendrein hat die konsequente Verteilung der enormen Fernseheinnahmen an alle Clubs und die härteste Salary Cap im amerikanischen Mannschaftssport etwaige Begehrlichkeiten weitgehend gedämpft. Die Sache läge anders, wenn die Politiker in Los Angeles und Umgebung mit attraktiven Stadienbauplänen winken würden. Dann kämen sicher eine ganze Reihe von Club-Eignern angerannt. Die New Orleans Saints vorneweg, die Oakland Raiders gleich hinterher. Aber dem ist nicht so.

Umso überraschender sind die lauten Geräusche in St. Louis, wo die Rams 1995 andockten, nachdem sie vorher in LA und dann in Anaheim gleich nebenan zuhause waren. Die Rams füllten eine Lücke, die mit dem Abschied der Cardinals 1987 nach Arizona entstanden war. Der eigentliche Grund für den Umzug der Rams war ein unwiderstehlicher Vertrag, der dem Club so gute wie alle Mietkosten in einem neuen Hallenstadion erließ. Aber solche Zückerli finden die Erben der vor einem Jahr verstorbenen Besitzerin Georgia Frontiere längst nicht ausreichend. Sie müssen auf die Hinterlassenschaft nämlich jede Menge Steuern bezahlen und sind weder flüssig, um dem Fiskus das Geld aus eigener Tasche zu bezahlen noch scheint ihnen derzeit irgendeine Bank die notwendigen Beträge leihen zu wollen.

Nachdem sie den Verkauf der Rams an einen Interessenten in St. Louis ohne Erfolg ventiliert hatten, soll nun die Investmenbank Goldman Sachs nach einem Käufer Ausschau halten. Und das könnte gut und gerne jemand sein, der mit dem Team nach Westen umziehen will. Denn die einst so attraktive Halle mit jenem Kunstrasen, auf dem die von Kurt Warner angetriebenen Rams Tempo-Football der allerschnellsten Kategorie inszenierten, wirkt längst alt und angeschrammt. 30 Millionen Dollar werden zur Zeit hineingesteckt. Aber das könnte sich als verlorene Liebesmüh erweisen. Der Club hat einen Mietvertrag, der es ihm erlaubt, spätestens 2014 mit dem Hinweis auf eine unzureichende Ausstattung das Weite zu suchen.

Die Entwicklung sieht demnach nicht nach einer baldigen Nacht- und Nebelaktion aus, sondern nach einer, die sich mittelfristig zuspitzen wird. Minderheiteneigner der Rams ist übrigens Stan Kroenke, den wir nicht nur als Besitzer der Denver Nuggets (NBA), Colorad0 Avalanche (NHL), Colorado Rapids (Major League Soccer) kennen, sondern auch als einer der Amerkaner, der in der Premier League seine Finger im Spiel hat (Arsenal). In der NFL kann er nichts mehr werden als ein Minderheitenanteilseigener, solange er in den anderen Ligen mitmischt. So streng sind hier die Statuten. Aber das heißt ja nicht, dass seine Stimme bei einer Entscheidung über die Zukunft der Rams nichts gilt. Es steht ja auch sein Geld auf dem Spiel (via SportsbyBrooks)

Wenn die andern um den Titel spielen

Dies ist der Basketballspieler, für den Mark Cuban nichts übrig hatte (oder zumindest nicht genug). Und so bemühte er sich nicht um ihn (oder zumindest nicht genug) und überließ ihn den Los Angeles Lakers, wo er zum entscheidenden Puzzle-Stück in einer Mannschaft wurde, die ohne ihn keine Chance auf die NBA-Meisterschaft gehabt hätte.

Dies ist die Würdigung für diesen Basketballspieler aus der Feder von Peter Vecsey von der New York Post, der normalerweise alles und jeden niedermacht.

Dies ist der Spieler, den Mark Cuban dann statt dessen für eine enorme Summe und im Rahmen eines Megatrades nach Dallas holte, weil er sich keinen anderen Rat wusste.

Dies ist die Villa außerhalb von Seattle von einem Free Agent, der sicher gerne nach Dallas gekommen wäre, wenn die Kohle gestimmt hätte. Und dies ist die Mannschaft gegen die der Basketballspieler, von Memphis zu den Lakers ging, in seiner zweiten Finalserie in Folge antreten wird.

Und dies ist die Lage von Mark Cuban: Er denkt darüber nach, ob er seinem teuersten Spieler, der inzwischen stolze 36 Jahre alt ist, einen lukrativen Vertrag anbieten soll. Warum eigentlich nicht? Wer so gerne im Trüben fischt, sollte nicht nur deshalb von seiner Politik abweichen, nur weil die anderen den größeren Fang an Land ziehen.

"I mean, I go for it"

Zum langen Wochenende mal ein Schnipsel vom Tennis in Paris, der einen faszinierenden Ballwechsel zwischen dem Franzosen Gaël Monfils und dem Österreicher Jürgen Melzer zeigt (und nicht die Williams-Schwestern oder Roddick oder Kohlschriber oder Haas). Artistik und Fairplay in einer Sequenz und ein Breakball, der dem Stretchmeister den Weg zum Sieg ebnete.

Nach dem Match erklärte Monfils in der Pressekonferenz auf Englisch seine Einstellung mit den Worten:
"I mean, for me, like the point is never over. I mean, the ball is a little bit far, but I have to find a solution to jump or to dive or slide or whatever, I mean, to reach it. And when I think I can, I will try to ‑‑ I mean, to do like the magic is coming. So I try to do whatever, and more important point like very ‑‑ I mean, it was like break point, so you have to jump or dive. I mean, I go for it."

30. Mai 2009

Stakes ohne Stute

Die Stute, die Amerikas Galoppsportanhänger fasziniert hat, wird nicht am dritten Rennen der Triple-Crown-Serie teilnehmen. Dafür wird sie in der Frauenzeitschrift Vogue auftauchen, abgelichtet von einem Prominentenfotografen, der Angelina Jolie ziemlich grungy abgelichtet hat. Das gab's noch nie, passt aber zu dieser kuriosen amerikanischen Pferdeliebe, die sich schon bei Barbaro ins Extreme gesteigert hatte. Rachel Alexandra ist vermutlich das beste Pferd des aktuellen Derby-Jahrgangs, konnte das aber beim Kentucky Derby nicht zeigen, weil sie am Vortag im Stutenrennen – den Kentucky Oaks – an den Start ging und dort mit Riesenvorsprung gewann. Sie gewann allerdings den zweiten Renntermin, das Preakness in Baltimore, mit einer Länge gegen den Kentucky-Derby-Sieger Mine That Bird.

Dass sie nicht in Belmont laufen wird, bringt das Rennen um seine Hauptattraktion. Die Entscheidung kann man allerdings verstehen. Die Belmont Stakes sind die längste Strecke der drei Termine. Da sie pausiert, kann der Jockey wieder umsatteln. Der ist die eigentliche Kursiosität der letzten Wochen. Er heißt Calvin Borel, kommt aus Louisiana und ritt Rachel Alexandra in den Oaks zum Sieg, saß am nächsten Tag auf Mine That Bird, ritt in Baltimore die Stute und gewann den direkten Vergleich gegen Mine That Bird und steigt nun wieder um – zurück auf den Wallach. Sollte er in New York gewinnen, hätte er eine Novität geschafft. Die Triple Crown im Sattel von zwei unterschiedlichen Pferden.

Borel beim Kentucky Derby:

Borel beim Preakness:

Borel im Interview.

Mit Maggi gegen Magie

Ein Wunschpartner der NBA für die Finalserie hat es nach sehr vielen Mühen geschafft: Das ist Kobe Bryant, dessen Lakers sechs Spiele gegen die Denver Nuggets brauchten. Der andere muss noch mächtig ackern, wenn er nächste Woche gegen Kobe antreten will. Das ist LeBron James, dessen Cleveland Cavaliers heute abend im sechsten Match gegen Orlando Magic gewinnen müssen, wenn sie ein siebtes Spiel erreichen wollen. Mit viel Maggi gegen Magie. Ich habe es mir in einer Geschichte für die Samstagausgabe der FAZ verkniffen, über eine Erklärung für die erstaunliche Playoff-Schwäche der Cavaliers zu spekulieren. Man spielt schließlich immer nur so gut, wie es der Gegner zulässt. Das heißt in diesem Fall: Orlando hat einfach das Personal, um andere Topmannschaften zu frustrieren. Das haben sie in der regulären Saison schon unter Beweis gestellt. Was können sie dafür, dass die meisten Medienleute dieses Ensemble trotzdem bislang unterschätzt hat? Gar nichts.

Ich würde heute abend mal ein bisschen auf die Schiedsrichterleistung achten. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die noch ein bisschen nachhelfen wollen, damit es zu einem siebten Spiel kommt und damit LeBron eine theoretische Chance erhält, das Pensum erfüllen, das er von sich und andere von ihm erwarten. Zu diesem Thema gibt es übrigens eine kleine Betrachtung beim Bleacher Report. Tendenz: Keiner bekommt so viele Freiwürfe zugestanden wie James. Er selbst scheint jedoch kaum einen Gegner zu behindern.

28. Mai 2009

Wenn Kobe arbeitet

Das jüngste Werk von Spike Lee hat verhältnismäßig wenig Wirbel produziert. Was sicher auch auch daran liegt, dass es nicht im Stil einer Kinopremiere hochgepeitscht wurde, sondern auf ESPN lief. Einfach so, ohne Werbeunterbrechung. Von dieser Stelle aus wird es zu dem Streifen keinen Kommentar geben, weil mich die Hagiographie von Sportlern nicht interessiert. Nur so viel: Spike Lee ist neben Woody Allen der berühmteste Basketballfan der New York Knicks, seine Filme spiegeln die Lebensumstände und die historischen Figuren des schwarzen amerikanischen Alltags wieder. Seine Rolle als Gestalter von frühen Michael-Jordan-Spots für die Schuhe der Firma Nike half dem jungen Jordan, aber auch dem Regisseur. Sein neues Ding, der Kobe-Bryant-Film mit dem Titel Kobe Doin' Work ist die Nachahmung einer Idee, in der Zinedine Zidane aufwändig mit vielen gleichzeitig auf ihn gerichteten Kameras porträtiert wurde.

Aber weil wir gerade Playoffs haben und die Lakers gestern mit 3:2 in der Serie gegen Denver in Führung gingen und Kobe damit nur noch einen Sieg braucht, um in die Finalserie zu kommen, wollen wir das Thema nicht verschweigen. Hier ein ausführlicher Text vom Dienstag, der in seiner überschrift die Prämisse verrät. Er heißt Defending Kobe Doin' Work. Man kann zu dem Thema aber auch die Abhandlung von Bill Simmons auf ESPN lesen, die das Projekt im Kontext würdigt und verreißt: "Das ist die Art und Weise, wie man die Medien nutzt. Kontrolliere den Zugang, nutze einen eigenen Filter, sage nichts Grundlegendes, spiele eine Rolle, schlachte die Erträge aus."

Marken-Bewusstsein in der Journaille

...und dann war da noch der Sportjournalist, der den Titel seiner Kolumne bei der zuständigen Behörde als Markenzeichen anmeldete. Er heißt Rick Reilly und verdient seit seinem Wechsel von Sports Illustrated zu ESPN extrem gutes Geld. Eine Anmeldung ist vergleichsweise preisgünstig zu haben. Die Idee für den Kolumnentitel ist übrigens die schlichte Abwandlung des Titels eines Radioprogramms aus den vierziger Jahren, die vom US-Fernsehen adaptiert wurde, aber 1951 ihr Leben aushauchte. Wenn es sie noch gäbe, hätte das Amt in Washington dem Schreiber etwas gehustet und ihm keine Zulassung für seine Version gegeben. Markenschutz dient vor allem einer Idee: Verwechslungsgefahr zu vermeiden. Exakt dieser Umstand könnte diesem Herrn noch Schwierigkeiten bereiten. Der Ausdruck scheint übrigens sehr viel älter zu sein als Mitte des letzten Jahrhunderts. Das zumindest behauptet diese Webseite.

27. Mai 2009

Schlecht gemacht

Und wo wir gerade davon reden, dass die Zeichen im amerikanischen Profisport auf Abstieg stehen, kommt dieser Beitrag gerade recht: eine Liste mit den sportlich schlechtesten US-Teams aller Zeiten. Aufgestellt wurde sie bei Forbes, dem Wirtschaftsmagazin, das einen Sport daraus gemacht hat, das Vermögen von Leuten zu überschätzen. Weshalb man auch dieser Aufstellung keine große Bedeutung beimessen sollte. Es sind sowieso die usual suspects dabei.

Zeig mir das Geld

Die amerikanische Sportindustrie als Ganzes war mehrere Jahrzehnte lang wirtschaftlich unantastbar. Es gab Auseinandersetzungen um zu hohe Gehälter und Streiks und Aussperrungen, aber das waren Ausnahmezustände und (noch) keine Anzeichen für eine Trendumkehr. Warum? Weil die Ligen und Clubs in den Mannschaftssportarten genauso wie die Veranstalter von Einzelsportarten immer wieder neue Geldquellen aufstöberten, um Löcher mehr als nur zu stopfen. Der Umzug von Clubs in eine andere Stadt war eines der ersten Regulative, dann kam der ertragreiche Verkauf von Clubs an neue hochmotivierte und wohlhabende Besitzer, die den Prestigewert einer solchen Rolle zu schätzen wissen. Es gab Neuerungen wie den Verkauf von Namensrechten von Arenen, die Luxussuiten im zweiten und dritten Stock, das Melken von Städten und Staaten und Steuerzahlern, wenn es um den Bau von Stadien und Hallen ging, und schließlich das neue Kabelfernsehuniversum, das seine Einnahmen hauptsächlich in Form von Gebühren erzielt und nur zu einem Teil über den Verkauf der Werbeplätze. Auch hier war man bereit, im großen Stil Geld auszuhusten. ESPN zeigte das am deutlichsten. Aber andere Sender spielen in diesem Spiel eine ebenso wichtige Rolle – seien es die lokalen Programmanbieter wie MSG Network oder YES in New York oder solche Konstruktionen wie Versus, wo zur Zeit die Eishockey-Playoffs abgespielt werden. Es ging alles gut, solange man mit den unvergleichlichen Worten des unvergleichen Jerry Maguire sagen konnte: "Show me the money". Denn das Geld war da.

Und weil es da war, setzten viele junge Amerikaner auf eine Karriere in dieser scheinbar so krisenfesten Branche. Was bedeutete, sie belegten das entsprechende Fach – Sportmanagement – an der Universität und fanden anschließend einen Weg in ein bezahltes Engagement. Die New York Times hat heute diese Träume aus dem Himmel geschossen. Denn es gibt an allen Ecken und Kanten Anzeichen dafür, dass der kommerzielle Sport schrumpft. Und zwar nicht allein wegen einer allgemeinen Wirtschaftsflaute, die zunächst bei den Banken am dramatischsten war und inzwischen die Arbeitslosenquote nach oben getrieben hat.

Der Wirtschaftszweig Sport hat seinen eigenen Abschwung zu verdauen, der als Gegenreaktion auf eine simple Übersättigung zu deuten ist: auf zu viele Sportarten im Fernsehen, zuviele Mannschaften in den Ligen, zu viele Golf- und Tennisturniere an zu vielen Orten auf der Welt, zu teure Eintrittskarten und zu viele Athleten, die zuviel Dreck am Stecken haben und in ihrer Gesamtheit eine höhere Kriminalitätsrate aufweisen als andere Berufsgruppen. Die Zeit wird kommen und man wird das alles mal umfassender und gründlicher zusammentragen müssen. Aber vorläufig rutschen einem die Sachverhalte nur als Einzelbeispiele über den Tisch. Neulich die Geschichte über Hicks und Gillet und Liverpool. In den nächsten Tagen wird es einen langen Artikel in der FAZ über Frank Stronach und seine Pleite im Zusammenhang mit dem angeschlagenen Galopprennbahnen in den USA geben. Stronach, ein Austrokanadier, der mit seiner Firma Magna als Retter von Opel auftritt, hat sich ebenso verspekuliert wie die Leute, die an die Phoenix Coyotes geglaubt haben.

Die Gründe für die langsame Demise des Spitzensports dürften sehr viel mit einem neuen Entertainment-Konkurrenzangebot zu tun haben: Videospiele. Und mit dem Internet als Absorptionsfaktor, der Zeit und auch Geld aus dem Markt der Ideen absaugt. Deshalb noch ein Lesehinweis. Die Betrachtungen des Bloggers von SportsbyBrooks zum Thema.

Nachtrag am Donnerstag: Soeben sehe ich auf allesaussersport, dass die Baseball-Leute eine Krisensitzung anpeilen. Die Einschaltquoten befinden sich seit einer Weile im Tiefflug. Das passt zwar nicht zu den an und für sich ganz guten Zahlen beim Eintrittskartenverkauf, aber ist natürlich ein Problem. Nämlich dann, wenn die Einnahmen aus dem Verkauf von Fernsehrechten drohen.

23. Mai 2009

Ein Vollstrecker zu wenig

Während die beiden Mannschaften im Westen der NHL – die Detroit Red Wings und die Chicago Blackhawks – einander noch mächtig zusetzen und wir auf jeden Fall fünf Spiele erleben werden, kommt im Osten das Gefühl hoch: Pittsburgh ist einfach diesen elementaren Hauch besser als die Carolina Hurricanes. Heute abend gab es ein 2:5 2:6 im dritten Match der Serie. Die Niederlage war breits die dritte und rückt den Pott für die Cardiac Canes so gut wie außerhalb der Reichweite. Es sieht so aus, als habe Dennis Seidenbergs Mannschaft einfach einen Vollstrecker zu wenig. Besonders in den Überzahl-Situationen fehlt dem Team die zündende, schnelle Hand. Theoretisch kann man in Raleigh das Blatt natürlich noch wenden....wenn man die nächste vier Spiele allesamt gewinnt.

Wieder drei Frauen im Indy-Feld

Zur Einstimmung auf die Indy 500 am Sonntag und als Echo auf die spekulativen Nachrichten, dass Danica Patrick womöglich in die Formel 1 wechselt: ESPN hat die Vita der kleinen Person mit den großen Ambitionen im Video zusammengefasst. Erstmals sind auch Videoaufnahmen von ihren Kart-Rennen zu sehen, die entstanden, als sie noch etwas kleiner war. Zwei weitere Frauen sind im Rennen: Sarah Fischer, die ihr eigenes Team finanziert. Und Milka Duno, die offensichtlich schnell genug war, um mal wieder die Qualifikation zu überstehen.

Gegen Helio Castroneves wurden in der letzten Woche die letzten Anschuldigungen wegen Steuerhinterziehung von der Staatsanwaltschaft zurückgezogen. Er ist inzwischen schon zweimal wieder gefahren. Er wurde in Long Beach Siebter und in Kansas Zweiter. Der Brasilianer hatte schon zweimal in Indianapolis gewoinnen.

Die New York Times hat neben Patrick und Castroneves, über die alle reden, zur Fahndung als interessante Fahrer ausgeschrieben: den Sohn von Bobby Rahal, den Australier Will Power (was für ein großartiger Name) und den Kanadier Paul Tracy.

22. Mai 2009

Letztes Flackern

Dirk Nowitzki ist am Donnerstag – dem deutschen Vatertag – in die Nachtmaschine nach Deutschland gestiegen und dürfte heute am Ziel angekommen sein. Damit dürfte die Geschichte rund um Cristal Taylor endgültig in den Hintergrund gerückt sein. Das letzte Aufflackern konnten wir Anfang der Woche erleben, als die Dame aus dem Gefängnis in Texas den Dallas Morning News ein Telefoninterview gab, in dem sie die Gerüchte bestätigte: sie seien verlobt, sie sei schwanger, er habe ihr einen teuren Ring geschenkt, er habe einen Teil ihrer Vergangenheit gekannt und er habe sich seit ihrer Verhaftung nicht gemeldet. Nowitzkis Anwalt hat gestern die Vermutung geäußert, dass das mit der Schwangerschaft nicht stimmt. Mit anderen Worten: womöglich geht es bei dem Thema nur um moralischen öffentlichen Druck auf den Basketballer, der sich konsequent geweigert hat, auch nur einen Satz zur Aufklärung der Angelegenheit beizutragen.

Ich habe übrigens für das Gesellschafts-Ressort der FAS in der vergangenen Woche einen ausführlichen Text über NBA-Spieler, ihr Verhältnis zu Frauen und die ihre Rolle als Erzeuger zahlloser unehelicher Kinder (mit unterschiedlichen Frauen) und als Opfer einer in den USA verbreiteten extremen Golddigger-Mentalität geschrieben. Den findet man hier.

Die Reise der Pinguine

Es ist etwas früh, eine Einschätzung der Playoff-Serie zwischen den Carolina Hurricanes und den Pittsburgh Penguins zu geben. In den ersten beiden Begegnungen waren die Mannschaften gleichwertig und die Penguins gewannen nur knapp (das 7:4 im zweiten Spiel spiegelt diesen Umstand leider nicht wieder). Das ist anders, als in den ersten Serien der Hurricanes gegen die New Jersey Devils und die Boston Bruins, wo die Mannschaft mehrfach regelrechte Aussetzer hatte und dann klar und deutlich abgefertigt wurde. Die zweimal 60 Minuten Hochspannung in den letzten beiden Begegnungen lassen den Schluss zu – zumindest auf den ersten Blick – dass das Team in Spielen, die unter etwas anderen Umständen ablaufen, durchaus gewinnen kann. Torwart Cam Ward hat keine sogenannten soft goals auf dem Gewissen. Die Energie und das Tempo im Angriff überzeugen. Und man sollte nicht von der kufen- und stocktechnische Genialität von Sydney Crosby und Jewgeni Malkin aufs Ganze schließen. Die Tore, die Malkin gestern bei seinem Hat-Trick produziert hat, macht er nicht jeden Abend.

Auf der anderen Seite gibt es Anzeichen dafür, dass die Hurricanes das nur hinbekommen, wenn die Penguins überheblich oder müde oder beides werden. Das gestrige Spiel war ein interessantes Beispiel dafür, das manche Mannschaften und einzelne Spieler in bestimmten Kombinationen manchmal noch einen Reservetank an mentaler und körperlicher Kraft haben und den noch anzapfen können, selbst wenn alles danach aussieht, als gehe ihnen gleich der Strom aus. Ich habe den Eindruck, dass hier der Pluspunkt bei den Penguins liegt und dass sie in einer Best-of-Seven-Serie das hinreichend in die Waagschale werfen können.

Solche Spiele, in denen mit enormem Tempo gearbeitet wird und der Puck ständig unterwegs ist, verdanken wir der Einsicht der Ligaführung, den Zerstörern und Kaputtmachern Grenzen zu setzen. Andere mögen das bedauern, dass die versteckten Ringkämpfe, das ständige Klammern und Halten vorbei ist und dass es nur selten zu Schlägereien kommt. Aber dabei kann es sich nicht um Liebhaber und Connaisseure des Spiels handeln. Das Schöne an dieser Art von aufgeheiztem Playoff-Eishockey ist, dass die Spieler die Grenze zwischen fair und foul ganz gut kapiert haben. Es gibt nur sehr wenige Strafen.

Im ersten Match gab es aber eine Szene, die zeigt, dass der neue Geist bisweilen klare Fehlentscheidungen produziert. Da wurde ein – in diesem Fall sehr wichtiges – Tor der Hurricanes abgepfiffen, weil Erik Cole vor dem Tor den Verteidiger mit einem harmlosen und regelgerechten Check zu Fall gebracht hatte. Ihm wurde angerechnet, dass der Verteidiger seinen Torwart umriss (der halb außerhalb seines Torraums geparkt war). Die Frage lautet: Wieso ist das strafbar, wenn der unmittelbare Gegenüber beim Körperkontakt das Gleichgewicht verliert? Hat der nicht gefälligst ebenfalls darauf zu achten, nicht seinen eigenen Torwart umzurempeln? Zu dem konkrete Fall gibt es eine Videoaufzeichnung (ab 4:37).


Noch eine Bemerkung zu Dennis Seidenberg. Der Mann zeigt in jedem Spiel seine Qualitäten (gestern schoss er ansatzlos ein hübsches Tor von der Blauen Linie), und immer weniger von jenen Sekundenbruchteilen, in denen er in der Defensive kleine Fehl- oder Spätreaktion produziert. Es wäre deshalb völlig unfair, darauf herumzuhacken. Niemand ist perfekt. Aber leider wird er auf ewig in den Videoaufzeichnungen des wirklich wahnsinnigen Malkin-Tores auftauchen. Er ist der Mann, der engagiert hinter dem Russen herfährt und ihn zu stören versucht. Niemand wird ihm ankreiden, was dann passiert: diese überraschende Drehung des Stürmers und seine Fähigkeit, dabei den Puck hochzuhebeln und aus extremem Winkel durch die Ritze zwischen Pfosten und Torwart Cam Wards linker Schulter zu ballern. Aber das wird den Deutschen nicht trösten. Es fehlte schließlich nicht viel, und er hätte Malkin diese Chance vermasselt.

Nachtrag: Das Video mit dem Malkin-Tor. Ein Backhander, mit dem er den Hat Trick vollendete

20. Mai 2009

Die Minusmacher

Die toten Coyoten von Phoenix bleiben ein Thema, das inzwischen im fernen Kanada besser analysiert wird als unmittelbar vor deren Haustür in Arizona. Was man verstehen kann. Die kanadischen Medien sind nun mal auf Eishockey abonniert und haben in dem Bereich gute Journalisten im Einsatz. Der Globe & Mail in Toronto fieselt in dieser frischen Geschichte die Aktivitäten der zentralen Figuren auseinander und liefert auf diese Weise ein Lehrstück über diese grandiose Mischung aus Inkompetenz und Eigenwilligkeit, die in den amerikanischen Sportligen Einzug gehalten hat. Man möge aus gegebenem Anlass eventuell noch diesen Bericht nachblättern, den ich neulich für die FAZ verfasst habe und der die akuten Probleme der Dallas Stars und Texas Rangers im Kontext mit denen vom FC Liverpool verknüpft.

Wer begreift, wie diese Minusmacher das Geschäft betreiben, bei dem inzwischen eine ziemliche Stange Geld auf dem Spiel steht, kann sich nur wünschen, dass die Entscheidungsträger in der Fußball-Bundesliga nicht die 50:1-Regelung abschaffen. In Hannover macht man sich etwas vor, wenn man glaubt, der behauptete Eigenkapitalbedarf der Clubs ließe sich durch Einlagen von Investoren befriedigen. Es mag ja sein, dass Hannover kränkelt. Aber wie wer's mal, wenn man dort eine Mannschaft zusammenstellt, die es bis in die europäischen Wettbewerbe schafft? auf dem Niveau gibt's bekanntlich Euros zuhauf.

Natürlich wird gerne behauptet, dass man als Club bereits irre Summen braucht, um ein Team zusammenzustellen, dass gut genug ist, oben mitzuspielen. Das ist eine Ausrede, die gerne gebracht wird, wenn die Verlierer einer Antwort auf die entscheidende Frage ausweichen: Wisst ihr eigentlich, was ihr tut? Spielt ihr Blinde Kuh? Oder versteht ihr etwas vom modernen Fußballgeschäft?

Cubs-Besitzer will Hollywood-Stars als Investoren gewinnen

Warum nicht mal wohlhabende Menschen aus der Entertainment-Industrie als Miteigentümer eines Baseball-Clubs? Im Fall der Chicago Cubs scheint die Tür offen, denn der Mann, der den Club aus dem Medienkonglomerat der Firma Tribune herausgekauft hat, kann wohl doch noch ein bisschen Geld gebrauchen. Bill Murray, der seinen Ruf als Mitwirkender in der Aufbauphase von Saturdayr Night Live begründete und später als Filmschauspieler reüssierte (richtig gut ist er in Lost in Translation, wo ihm nicht mal eine gewisse Scarlett Johansson das Wasser abgräbt), wäre wohl ein Kandidat. Genauso wie John Cusack, der auf der Leinwand ein paar ganz bemerkenswerte Auftritte hatte (empfehlenswert: Grifters, Lieblingsfilm: High Fidelity). Die alle eint eine innige Beziehung zu einer Mannschaft, die seit hundert Jahren immer wieder einen Weg findet, nicht das World Series Championat zu gewinnen, und die ein gemütliches altes Stadion besitzt, in dem man meilenweit von dem Gefühl entfernt, das die aseptischen neuen Sowieso-Arena ausstrahlen (selbst die, die auf Retro getrimmt sind, wirken temporär und wie ein Verbrauchsartikel). Wrigley Field ist da aus einem anderen Holz (ja, Holz ist dort einer der Baustoffe).

19. Mai 2009

Wer vor der Glaskugel sitzt, darf ruhig mit Stein schmeißen

Alle dürfen in die Glaskugel schauen, um vor allen anderen, insbesondere vor Mark Cuban, die sportliche Zukunft der Dallas Mavericks zu erspähen. Dabei herauskommt nichts. Es sei denn, man bewertet den Hypothesen-Vorrat von Sportjournalisten als relevant. Und damit schalten wir zu Glaskugel von Marc Stein von ESPN, der in den ersten Jahren der Nowitzki-Ära die Mavericks als Reporter der Dallas Morning News begleitete und noch immer ein Herz für den Club hat. Er glaubt, dass Cuban Kidd und Bass halten will, unter anderem auch weil sie angeblich die besten Freunde von Dirk Nowitzki in der Mannschaft sind. Wieviel Geld ist Kidd aber wert? Mehr als Nowitzki wie zur Zeit? Das kann doch wohl niemand ernsthaft behaupten (außer dem Agenten von Kidd)? Und wir reden in diesem Zusammenhang nicht nur darüber, was Cuban eventuell noch zu zahlen bereit wäre, sondern was er bei einem Trade als Gegenwert von einem anderen Club bekommen würde.

18. Mai 2009

Tyson spricht


Wir hatten schon lange nichts mehr über Mike Tyson auf dieser Seite. Neulich kam ein Dokumentarfilm über ihn in die Kinos. Und dafür ging er selbst auf die Bimmeltour quer durch Amerika. Dazu gehörte dieser Auftritt in der Talk-Show von Jimmy Kimmel. Man redet über den Ohrabkau-Boxkampf mit Evander Holyfield und über die Gesichtstätowierung und über andere Geschichten. Mike wirkt phasenweise wie ein Philosoph (via Deadspin)

Football: Montags ohne Kornheiser

Tony Kornheiser verlässt das Dreier-Team von Monday Night Football. Wurde er hinausgedrängt? Hatte er genug? Wir warten auf die Enthüllungen aus dem Schatzkästlein von ESPN. AP hat vor ein paar Minuten gemeldet, dass Kornheiser Angst vorm Fliegen hat. Die New York Daily News hat sogar ein Zitat von Tony zu dem Thema. Sein Nachfolger ist ein ehemaliger NFL-Coach: Jon Gruden: Wir nehmen mal an, dass er den neuen Job in den Griff bekommt. Weitere News über die NFL und ihre Fernsehaktivitäten bei allesaussersport.

16. Mai 2009

Beim Überflieger fehlt der Unterbau

Es war wohl an der Zeit, dass mal jemand die vordergründig immer so triftig wirkenden Gedanken von Malcom Gladwell etwas genauer abklopft. Und zwar auf die Faktenlage. In anderen Bereichen des journalistischen Themenspektrums wurde dem Erfolgsautor, der sein Zuhause beim New Yorker hat, auch schon das eine oder andere vorgehalten. Aber aus dem Sportbereich kam bisher noch kein Gegenwind. Umso kräftiger ist die Attacke bei Deadspin ausgefallen.

Wer sich mit dem Mann und seiner Arbeit beschäftigen will, sollte sich ein wenig Zeit nehmen und vielleicht auch mindestens eines seiner Bücher lesen. Das lohnt sich auf jeden Fall. Er schreibt hervorragend. Aber bei seinen Basisinformationen sollte man aufpassen. So hatte er in seinem neuesten Buch Überflieger folgende Sache über das kanadische Eishockey und seine Jugendarbeit anzubieten: Je früher im Jahr ein Spieler geboren wurde, desto größer sind seine Chancen auf einen Arbeitsplatz in der NHL. Warum? Jugendmannschaften werden jahrgangsweise formiert. Die älteren des jeweiligen Jahrgangs (geboren im Januar, Februar, März) haben einen natürlichen Entwicklungsvorsprung gegenüber den später geborenen und setzen sich demzufolge stärker durch. In einem Interview mit espn.com stützte er diese Beoabachtung mit den Worten ab: "You see the same pattern, to an even more extreme degree, in soccer in Europe and baseball here in the U.S."

Ich habe daraufhin mal eine Stichprobe beim deutschen Fußball gemacht (ist ja bekanntlich nicht die schlechteste Adresse in dieser Sportart) und mir die Geburtsdaten der Topscorer in der ewigen Bundesliga-Torjägerstatistik angeschaut (sicher die Kategorie 1A, wenn es um Durchsetzungsvermögen und Erfolg in der Sportart geht). Und was kommt dabei heraus?

1. Gerd Müller (Geburtsdatum: 3. November)
2. Klaus Fischer (Geburtsdatum: 27. Dezember)
3. Jupp Heynckes (Geburtsdatum: 9. Mai)
4. Manfred Burgsmüller (Geburtsdatum: 22. Dezember)
5. Ulf Kirsten (Geburtsdatum: 4. Dezember)
6. Stefan Kuntz (Geburtsdatum: 30. Oktober)
7. Dieter Müller (Geburtsdatum: 1. April)
7. Klaus Allofs (Geburtsdatum: 5. Dezember)
9. Hannes Löhr (Geburtsdatum: 5. Juli)
10. Karl-Heinz Rummenigge (Geburtsdatum: 25. September)

Wenn überhaupt ein Trend zu erkennen ist, dann der, dass viele der besten Schützen unter dem Sternzeichen des Schützen geboren wurden. Was wir aber nicht gleich zu einem ganzen Buch verarbeiten werden, weil wir nicht die Chuzpe von Gladwell haben.

Gestrichen

Hier stand ein paar Stunden lang ein Text, der das Thema Abmahnung streift. Den habe ich aus Takt- und taktischen Gründen wieder entfernt. Mehr dazu, wenn es wirklich mehr zu berichten gibt.

15. Mai 2009

Ohlbrecht und der Knick in der Optik

Wenn ich Tim Ohlbrecht wäre, würde ich auch zusehen, dass ich mich aus dem Land absetze, in dem man auf Schritt und Tritt angewanzt wird, und in eines wechsle, wo man Leute mit positivem Denken aufbaut. Der letzte Aufguss der alten Geschichte, wonach irgendwelche Patriarchen große Stücke auf den jungen Center aus Bamberg halten, aber ihm gerne vorwerfen, er würde sich nicht genug anstrengen, gab es heute bei der Welt online. Zitat: "Er hat nicht die Präsenz von Nowitzki, nicht die Dominanz, nicht den Führungsanspruch. Und auch nicht den Charakter. Nowitzki ist ein Matchwinner."

Warum werden solche Geschichten immer von Leuten erzählt, deren Gedächtnis keine fünf Jahre zurückreicht? Nowitzki, inzwischen 30 Jahre alt, hatte mit 20 Jahren null Präsenz, sondern eierte verloren auf dem Platz herum. Seine Defensivarbeit war grottig und er wurde von den Fans in Dallas mit dem Spitznamen Irk ("Ärger") belegt. Warum? "There is no D in Dirk". Er verbreitete keine Dominanz, brauchte sechs Jahre, bis er auch nur einen Hauch von Führungsanspruch in Dallas in Waagschale warf. Und das mit dem Matchwinner ist eine Legende. Don Nelson, der damals an das Potenzial von Nowitzki glaubte, hätte fast vorzeitig seinen Job verloren, weil Nowitzki so schlecht spielte. Und das in einer Mannschaft, die damals meilenweit davon entfernt war, auch nur die Play-offs zu erreichen. Nowitzki wurde dank der Hege und der Geduld in Dallas langsam besser und wirkungsvoller, hat aber nach elf Jahren NBA noch immer nicht die Mannschaft, die er als formidabler riesengroßer Sprungwurfspezialist verdient.

Deutsche Medienrealität, Unterabteilung "Knick in der Optik": Ich kann mich noch gut erinnern, wie man damals Nowitzki, nur weil er in die US-Liga geholt wurde, in seinem Heimatland hochschrieb und feierte. Der Junge hatte nichts geleistet, nichts vorzuweisen und hatte es nicht mal zu einem Stammplatz in einer Bundesligamannschaft gebracht. Und er stellte auch in Texas lange nichts auf die Beine. Aber das kümmerte die angeblichen Experten zuhause nicht. Sie pflegten ihre Projektionen, wonach Nowitzki ein Überflieger und ein gemachter Mann sein müsse. Hätte er nicht selbst hart an sich gearbeitet, wäre das ganze German Wunderkind-Gerede in sich zusammengefallen.

Zur Zeit kann man ähnliche unscharfe Betrachtungen immer dann lesen, wenn ein junger deutscher Baseballspieler in den USA einen Vertrag bekommt. Jeder der in die Rookie League wechselt, wo man auf Bezirksliga-Niveau spielt (wenn man es mit den Qualitätsunterschieden im deutschen Fußball vergleicht), hat angeblich das Zeug, eines Tages in einem Kader in der Major League aufzutauchen. Der Wunsch als Vater von Gedanken. Das kennt man, ist aber kein brauchbares Hilfsmittel, um seine Leser sachgerecht zu bedienen.

Ich finde den gerne gemachten Vergleich zwischen Nowitzki und Ohlbrecht übrigens durchaus fair. Aber wer ihn anstellt, sollte auf Vergleichsmaßstäbe zurückgreifen, die Sinn machen.

Der Klingelbeutel: Game Set Match-Fix

• Es handelt sich nicht um eine Enthüllungsgeschichte der ersten Kategorie. Aber um einen sehr illustrativen Einblick in das Hirn von Menschen, die professionell auf den Ausgang von Tennisspielen wetten und darüber nachdenken, Spieler zum Manipulieren zu bewegen. Hauptfigur: ein Russe, der sich aufs Frauentennis spezialisiert hat (via the Big Lead).

• Michael Phelps war wegen der Marihuana-Posse ein paar Monate offiziell gesperrt. Jetzt ist er wieder da. Er sieht fit aus, sagen die Experten.

• Dreh dich nicht um, denn der Plumpsack geht rum: Nike streicht massiv Stellen. adidas nicht.

Zwei Seidenbergs

Dennis Seidenberg hat gestern zwei völlig unterschiedliche Spiele abgeliefert. In der Verteidigung verlor er oft den Puck oder wirkte beim Kampf um die Scheibe so, als ob seine Reflexe nicht ganz auf Touren sind. Im Angriff war er an zwei von drei Toren beteiligt. Für das erste sollte man ihm mehr geben als den einen Punkt für den Assist. Denn es war sein Schlagschuss, den Kapitän Rob Brind'Amour abfälschte. Beim zweiten, dem entscheidenden in der Verlängerung (Endstand: 3:2), fädelte er mit einem langen Pass aus dem eigenen Drittel nach vorne den Treffer ein. Ein halber Punkt für diese Tat täte es auch. Denn mit dem Zustandekommen selbst hatte er wenig zu tun. Aber so sind die Gebräuche in der NHL. Und Dennis Seidenberg wird damit schon ganz gut leben können. Zumal sein Platz im Team seit der Strafaktion des Trainers nach der ersten Niederlage in der ersten Runde gegen die New Jersey Devils, als er für eine Partie auf die Pressetribüne verbannt wurde, nicht mehr in Frage gestellt wurde. Die Carolina Hurricanes sind vermutlich froh, dass sie jemanden wie ihn haben – ein Spieler, der weniger als eine Million Dollar kostet, aber mehr leistet als so mancher in der Liga, der das Dreifache verdient. Allerdings darf man prognostizieren, dass ihm gegen die extrem schnellen Pittsburgh Penguins noch der eine oder andere Aussetzer passieren wird. Und wenn dann sein Torwart hinter ihm einen schwachen Abend hat, wird man in Raleigh vermutlich nicht dem Goalie die Schuld geben, sondern ihm. So sind die Gebräuche in der NHL.

Nach dem Erfolg gegen die Boston Bruins geht es ab Montag um den Einzug ins Stanley-Cup-Finale. Im Kampf um den Pott haben deutsche NHL-Pott einen schweren Stand. Außer Uwe Krupp mit Colorado Avalanche hat noch keiner von ihnen seine Finger an dem Silberding gehabt. Christoph Schubert war zuletzt mit Ottawa am nächsten dran (bei der Finalniederlage gegen die Anaheim Ducks). Jochen Hecht schaffte es mit Buffalo bis ins Halbfinale.

Wo das mit dem ohne Grenzen seine Grenzen hat

Die Kanadier mögen zwar keine Mannschaft in der NHL haben, die das Zeug zu einem Stanley-Cup-Sieger hat (anstelle dessen sind die US-Clubs mit kanadischen Spielern gespickt). Aber das Land ist voller sportbegeisterter Menschen. 1,9 Millionen haben neulich eingeschaltet, um die Vancouver Canucks (Kanada) und die Chicago Blackhawks zu sehen. Und immerhin eine halbe Million saßen bei Detroit Red Wings gegen Anaheim Ducks an den Bildschirmen. Das heißt: sportbegeistert muss man vielleicht dann doch relativieren. Für eine NBA-Playoff-Begegnung zwischen den Denver Nuggets und den Dallas Mavericks wurden von der Quotenmessfirma 17.000 Zuschauer ermittelt. Die Zahl erreicht man bereits, wenn Leute aus Versehen ihre Apparate nicht ausschalten und ins Bett gehen. Sie zeigt, dass der ehrenwerte Versuch der Basketball-Liga, in den Norden zuexpandieren und dort einen vernünftigen Eindruck zu hinterlassen, nicht gefruchtet hat. Die Toronto Raptors sind nie über den Status einer lokalen Größe hinausgekommen. Und die Vancouver Grizzlies spielen schon seit ein paar Jahren in Memphis. Dort – und das liegt nicht an der fehlenden Begeisterung in Kanada – sieht alles verschärft danach aus, dass bald die Lichter ausgemacht werden. Erstes Indiz: die Merchandisingfirma hat keine Lust mehr. Kein Wunder. Wenn man sieht, wie leer die Halle ist. Mit einem Schnitt von etwas mehr als 12.000 Zuschauern pro Heimspiel liegen die Grizzlies abgeschlagen an letzter Stelle der Besucherstatistik.

14. Mai 2009

Der Klingelbeutel: Umarmen für Anfänger

• Joakim Noah hat ein anderes Verhältnis zu Frauen als Dirk Nowitzki. Sein Umgang mit nackter Haut scheint völlig ungehemmt. Allerdings trifft das nicht auf die amerikanischen Medien zu. Die versehen Brüste tatsächlich mit verhüllenden Sternchen.

• Für viele Kanadier ist Eishockey eine Droge, aber der Stanley Cup eine Mysterium. Weshalb gewinnen den eigentlich so gut wie kanadische Clubs? Wer die Antwort weiß, sollte sie Eric Duhatschek beim Globe & Mail zustellen. Der Eishockey-Kolumnist dieser wirklich hervorragend redigierten Zeitung kommt alleine nicht weiter. Nach dem Aus von Vancouver geht der Pott in diesem Jahr entweder nach Pittsburgh, nach Detroit oder Anaheim, Raleigh/North Carlina oder Boston.

• Die Amerikaner beim FC Liverpool haben offensichtlich eine neue Offerte auf dem Tisch, die ihnen, den hochverschuldeten Investoren, den Ausstieg schmackhaft machen dürften (via allesaussersport, wo auch dankenswerterweise der Artikel über die seltsame hochverschuldete Mischpoke auf faz.net verlinkt wurde). Wie schon mal von hier aus vermeldet. Es gibt das Thema auch als Radiobeitrag im Archiv des Deutschlandfunk.

Über den Umgang mit Emotionen

Das Aus gegen die Denver Nuggets von gestern erlaubt Dirk Nowitzki, sich ganz auf einen offensichtlich extrem schwierigen Teil seines Lebens zu konzentrieren. Ich habe vor einer Weile das Wackelvideo auf Bild.de gesehen, wo der nicht genannte Reporter sanft und vorlagenmäßig dem Maveritzki die Chance gibt, sich doch mal zu äußern und etwas Klärendes zu sagen. Aber da kam nichts, außer einem zarten Hauch von zugekorkten Emotionen. Also bleibt den Medien die Kärrner-Arbeit (nein, nicht die Kerner-Arbeit...). Und deshalb hier die neueste Enthüllung. Die über Ms. Taylor und den NFL-Profi Tony Banks.

Ich gebe ja zu, man weiß gar nicht, wie man als Journalist damit umgehen soll, falls dann wirklich mal jemand vor der Kamera oder dem Mikrofon die Schleusen öffnet. Vor einer Stunde auf dem Golfplatz beim LPGA-Turnier in Clifton/New Jersey habe ich vorfristig ein Interview mit einer Profisportlerin beendet, weil sie den Tränen nahe war. Und es ging nicht um Diebstahl, Betrug, Vertrauensbruch und bohrende Fragen. Sie hatte schlecht gespielt und sich geärgert. Und jeder Versuch, sie davon abzubringen, sich allzu selbstkritisch selbst zu kasteien, war vergeblich. Ich musste an Tom Hanks in dem Film A League of Their Own denken, der seiner Frauenbasenballmannschaft zubrüllte: "There is no crying in baseball."


Das Turnier von den Toren von New York steht ganz im Zeichen von Michelle Wie, die sich in diesem Jahr über die Q School für die Tour qualifizierte. Ihre Pressekonferenz gestern war ein Beispiel, wie krass Sportler manchmal zumachen. Da wiederholte sie ständig, dass sie nicht über die Vergangenheit reden wollte, in der, wie wir alle wissen viel ziemlich unrund gelaufen ist. Gleichzeitig behauptete sie, dass sie davon gelernt habe. Die Worthülsen türmten sich und ließen einem mit einem leeren Gefühl zurück. Besonders wenn man erlebt, wie eine Frau wie Lorena Ochoa, die Nummer eins in der Welt, mit Fragen umgeht. Eine andere Güteklasse von Sportler – nicht nur auf dem Platz.

Noch eine Notiz über eine Ausnahmepersönlichkeit des Golfs: Die einstige Nummer eins Annika Sörenstam, die ihre Schläger in den Schrank gestellt hat, ist schwanger. So wie Cristal Taylor. Nur die Umstände scheinen befriedigender.

13. Mai 2009

NBA-Playoffs: Schrilles Theater

In Orlando tragen sie den Zwist in der Umkleidekabine aus. Was durchaus angemessen scheint, wenn der Starspieler eine Beschwerde an die Adresse seines Trainers hat. Der heißt Stan Van Gundy und steht in dringendem Tatverdacht, die Spiele der Magic gegen die Boston Celtics im entscheidenden Moment zu – neues Wort – vercoachen. Dwight Howard hat sich längst das Recht erarbeitet, seinen Mund aufzumachen, wenn ihm etwas nicht passt. Der Mann ist gut. Die Schelte über die Medien an den Trainer zu richten, ist allenfalls eine Stilfrage. Sie wird nichts an den Fähigkeiten des Trainers ändern, aber vielleicht an seinem Status als Leitender Angestellter im Club. Nach der Saison.

In Dallas tragen sie den Zwist auf der Tribüne aus. Dort wurde während des letzten Spiels gegen die Denver Nuggets Carmelo Anthonys Lebensgefährtin LaLa Vazquez nach einem Zwischenfall mit Anhänger der Nuggets von Sicherheitskräften aus der Halle geführt. Natürlich hat die ehemalige MTV-Größe Vazquez sich nichts vorzuwerfen. Wie kann sie auch. Sie hat bereits den Pauschalvorwurf an die Adresse der Dallas-Fans auf den Stühlen um sie herum gerichtet, der die Sache mit einem Schlag klärt: Die Texaner seien Rassisten. Sonst noch Fragen? Das schrille Theater, in das auch noch die Mutter von Kenyon Martin, Martins selbst sowie Mavericks-Besitzer Mark Cuban verwickelt wurden, hat provinziellen Zuschnitt. Aber es lenkte geschickt von dem bis dahin hochgejazzten Fall der im Gefängnis sitzenden Nowitzki-Freundin ab, zu dem es tatsächlich nichts Neues zu berichten gibt. Denn die Frau redet nicht. Und der Dirkster redet nicht. Und auch die Polizei und die zuständigen Staatsanwaltschaften halten dicht. Dabei haben wir doch hier den Stoff, aus dem die Nachrichten sind: Sex, Crime und Celebrity.

12. Mai 2009

Michikonie

Michiko Kakutani ist die Nummer eins unter den Literaturkritikerin der New York Times. Mit Sport hat sie normalerweise nichts am Hut. Umso bemerkenswerter ihr Text über das neue Buch von vier Sportjournalisten der New York Daily News über Baseball-Pitcher Roger Clemens. Es trägt den Titel American Icon und zeigt unter anderem auf, dass die Formkurve von Clemens bezogen auf das Alter gar keine andere Schlussfolgerung zulässt, als dass da gedopt wurde. In New York ist der einstige Held der Yankees inzwischen persona non grata. Sein Verfahren wegen Falschaussage vor dem Kongress läuft.

Preisverdächtig

Für den Grimme Online Award wurden zwei Angebote nominiert, die einen solchen Preis wirklich verdient hätten: der Blog vom Kollegen Jens Weinreich und die Seite Hartplatzhelden. Der eine wurde sehr viel bekannter, weil er es mit dem DFB und seinem Präsidenten zu tun bekam (ausgelöst durch einen Kommentar in einem anderen Blog, direkter-freistoss.de) und zeigte während des Rechtsstreits auf, wie man im Netz mit Transparenz und umfassender Berichterstattung Öffentlichkeit mobilisieren kann. Die anderen liegen noch immer mit dem Württembergischen Fußballverband im Clinch, der in Stuttgart Richter fand, die sich seiner aggressiven, wettbewerbsvernichtenden Argumentationslogik anschlossen. Diese Auseinandersetzung wird wohl erst der Bundesgerichtshof entscheiden, der inzwischen von den Hartplatzhelden angerufen wurde.

Die beiden wurden in unterschiedlichen Kategorien benannt und werden so einander nicht den Platz an der Sonne streitig machen. Vielleicht gewinnen sogar beide. Es wäre ein Gewinn für viele. Vor allem aber für den Sport.

Zu beiden Themen gab es bei American Arena eine Reihe von Einschätzungen. Hier geht's zum Komplex Weinreich. Hier zum Fall der Hartplatzhelden.

11. Mai 2009

Red Sox: Doping-Tipps vom Doktor?

Wir hatten das bereits in anderen Sportarten: Dopende Sportler sind gewöhnlich nicht nur Einzelgänger und Hasardeure, die ihre Gesundheit aufs Spiel setzen, weil sie Angst haben, andernfalls ihren Job zu verlieren. Hinter massenhaftem Doping steckt meistens eine gut verschleierte, verharmloste und verharmlosende Kompetenzstruktur, die sich nur selten einmal zu rechtfertigen oder gar Konsequenzen zu tragen hat (Warten wir mal ab, wie sich die Causa rund um die Freiburger Ärzte noch entwickelt).

Natürlich dauert es manchmal Jahre, bis irgendjemand einen Beitrag leistet, um den Schleier zu lüften. Den Fall haben wir jetzt im Baseball in Boston (dem ehemaligen Club von Manny Ramirez), wo man immer so tut, als besäße man keine schmutzige Unterwäsche. Interessant: Nicht, dass (wie jetzt herauskommt) ein Arzt den Spielern der Red Sox ganz offensichtlich Informationen gegeben hat, wie sie mit Nadeln und Spritzen umgehen müssen, wenn sie sich Anabolika geben. Sondern mit welcher Wucht vom ehemaligen Red-Sox-Chefmanager zurückgeschlagen wird. Statt darum zu bitten, dass die Sache gründlich untersucht wird, um angesichts einer nicht von der Hand zu weisenden Doping-Epidemie weitere Belege dafür zu sammeln, wie es zu einer solchen Entwicklung kommen konnte, wird einfach so getan, als könnte es das nicht gegeben haben: Doping-Beratung von Ärzten. Man kann davon ausgehen, dass es sich hierbei um eine Vorneverteidigung von Leuten aus den oberen Abteilungen der Baseball-Hierarchie handelt, die ganz gewiss immer genau gewusst haben, was los war, die aber damals alles getan haben, um die Seuche zu beenden, und jetzt Angst vor etwaigen harschen Reaktionen aus der Öffentlichkeit haben.

In Cleveland ist nicht nur der Komplex minderwertig

In Cleveland mögen es die Apologeten nicht, wenn sie von Besuchern darauf aufmerksam gemacht werden, dass diese Stadt eine morbide Krankheit beschlichen hat. Diese Abneigung, die vermutlich einem Minderwertigkeitskomplex entspringt, kann bisweilen kindische Züge annehmen. Was sicher nicht an Cleveland liegt, sondern (in diesem konkreten Fall) an den Medienleuten, die dort arbeiten. So kam es in der letzten Woche im Lokalfernsehen aus Anlass der Playoff-Serie zwischen den Cleveland Cavaliers und Atlanta Hawks zu einer Konfrontation zwischen dem Mann von der Fernsehstation Fox 8 und einem Basketballjournalisten aus Atlanta, dessen Zeitung in diesem Zusammenhang infantil zu Urinal-Constipation verballhornt wurde (es handelt sich um die Journal Constitution). Wenn sich Sportler aus den jeweiligen Städten zu solchen Trash Talk-Wettbewerben hinreißen ließen, würde man vielleicht noch grinsen. Aber Leute, die ihr Geld mit Denken, Schreiben und Reden verdienen, sollten vielleicht erst noch die höhere Humorschule absolvieren, ehe sie sich zu solchen Anpissereien versteigen.

10. Mai 2009

Wenn einem am Ende das Zielwasser ausgeht

"...aber die Mavs gegen Ende des Spiels brauchten, konnte er nicht liefern. Seine letzten fünf Würfe verfehlten das Ziel. Sein letzten Korbtreffer aus dem Feld erzielte er 7 Minuten 17 Sekunden vor Schluss. Seinen letzten Punkt, ein zweiter Freiwurf, nachdem er den ersten nicht verwandelt, erzielte er 5:06 Minuten vor dem Ende." So beschreibt Kevin Sherrington in den Dallas Morning News die Leistung von Dirk Nowitzki im dritten Spiel der Play-off-Serie gegen die Denver Nuggets. Das kannten wir doch. So ist das meistens mit dem Dirkster, selbst in Zeiten, wenn er keine Schwierigkeiten mit seinem Privatleben hat. Die Beobachtung ist auch deshalb von Belang, weil sich am Ende alles mit den nicht gegebenen absichtlichen Fouls beschäftigte. Als seien die letzten Sekunden in einem Basketballspiel mit seinen hunderten von Treffern die entscheidenden. Die Ausgangslage: Dallas lag kurz vor Schluss mit zwei Punkten vorne. Denver hatte den Ball. Pfeift man die Fouls, erhalten die Nuggets zwei Freiwürfe und können maximal gleichziehen. Doch weil der Pfiff ausbleibt, ist Carmelo Anthony in der Lage einen gewagten Dreier zu probieren, der trifft. Denver gewinnt mit einem Punkt Vorsprung. Diesen Ausgang hat die NBA-Spitze anschließend ausdrücklich bedauert, wofür man sich in Dallas aber nichts kaufen kann. Der 0:3-Rückstand in der Best-of-Seven-Serie ist so gut wie unaufholbar. Mehr über Carmelo Anthony in diesem Text für die Montagausgabe der FAZ.

Über Nowitzkis Freundin gibt es nichts Neues. Dafür hat sein Oberschenkel gelitten. Er brauchte Eis nach dem Match und humpelte leicht vom Platz.

Nachtrag: Florian hat einen Kommentar geschrieben, der meine Einschätzung des (Nicht-)Fouls korrigiert. Hier ist die fragliche Szene:

Cejka verspielt Rekordvorsprung

Alex Cejka hat drei Tage lang hervorragend Golf gespielt und ging deshalb am Sonntagmittag mit fünf Schlägen Vorsprung auf die letzte Runde der Players Championship. Der Vorsprung war so groß wie noch nie in der Geschichte des Turniers. Das Problem: Es war eine Runde mit Tiger Woods. Im Schatten einer solchen Figur werden die Finger der meisten Golfprofis klamm. Cejka produzierte eine desaströse vierte Runde mit sieben über Par und rutschte im Kampf um eine ordentliche Platzierung auf Rang neun ab. Tiger Woods hatte auch keinen guten Tag. Und auch Martin Kaymer schon gar nicht, der abgeschlagen ins Mittelfeld zurückfiel. Dafür sorgte der Schwede Henrik Stenson für einen hervorragenden Eindruck. Er erarbeitete sich mit einer 66 den Turniersieg.

9. Mai 2009

Dream-Team-Trainer gestorben

Chuck Daly war mal so etwas wie der Basketballtrainer des Jahrzehnts. Eines Jahrzehnts, das ungefähr 1984 begann, als Michael Jordan Profi wurde und von den Chicago Bulls gedraftet wurde. Und das damit endete, dass Jordan zum Abonnementsmeister der NBA wurde. Daly war nicht Jordans Trainer, sondern der Mann der seinen Aufstieg verlangsamte. Denn er betreute damals die Detroit Pistons, die unter ihm zweimal Meister wurden und sich als größte Hürde für die Bulls erwiesen. Aber einmal war Daly auch Jordans Coach – bei den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona, als ihm die Liga und der US-Verband das erste und einzige Dream Team an die Hand gab. Und was machte er? Er nahm nicht mal eine Auszeit während des gesamt Turniers. Er überließ die Mannschaftsmitglieder sich selbst und ihrer Kreativität. Das war genial. Einen Spruch von ihm habe ich nicht vergessen. Der über Jordan, der lautet: "So einen seht ihr nur einmal im Leben." Ich bin versucht, etwas ähnliches über Daly zu sagen, der später mit den New Jersey Nets und als Fernsehkommentator nicht mehr ganz so erfolgreich war. Er war ein guter, souveräner Typ. Er ist heute in Florida im Alter von 78 Jahren an Bauchspeicheldrüsenkrebs gestorben.

8. Mai 2009

NHL: Gegen ein Roulette mit Russen

Wir werden nicht jeden Tag eine Fortsetzung der aktuellen Entwicklungen in der NHL bringen können. Dazu sind die Nachrichten nicht kohärent genug. Man könnte auch sagen: Sie sind widersprüchlich. Aber da die New York Times nicht dafür bekannt ist, einfach nur ein paar lockere Infos zusammenzurühren, ist dieser Bericht zumindest des Registrierens wert. Danach gibt es Offerten aus Russland, wo man keine Scheu davor hat, den einen oder anderen defizitären nordamerikansiche Club zu übernehmen. Und es gibt wohl Bemühungen seitens der Liga, die toten Coyoten in Phoenix künstlich zu beatmen.

Das russische Interesse an der NHL ist übrigens hochgradig seltsam. Denn anders als bei den Fußball-Clubs der Premier League, wo ordentlich Geld gescheffelt wird, ist im nordamerikanischen Eishockey finanziell so wenig zu holen.

Cejka weit vor allen anderen

Alex Cejka kann es noch. Diesmal zeigt der Golfer bei der Players Championship auf dem Stamm-Platz in Ponte Vedra in Florida mit dem vertrackten Inselgrün an der 17 sein Format. Nach zwei fast Runden liegt er mit weitem Abstand vor dem Feld. Im letzten Jahr hatte er sich eine Bandscheibe in der Nackenwirbelsäule ersetzen lassen, schreibt AP, und an den Folgen dieser Operation habe er noch lange gelitten. Die Neue ist Titan. Das Problem hatte im letzten Sommer bei den British Open begonnen, als er sich an seinem Gepäck verhoben hatte. Cejka ist 38 und spielt seit mehreren Jahren von seinem neuen Wohnort Las Vegas aus auf der amerikanischen PGA Tour. Dort hat er bislang noch kein Turnier gewonnen, zweimal jedoch Siege knapp verpasst. Er sackte bisweilen so tief ab, dass er sich über die Qualifying School wieder ins Feld der startberechtigten Spieler vorkämpfen musste. Der Platz in Ponte Vedra gilt als besonders anspruchsvoll, produziert jedoch immer wieder ganz überraschende Gewinner.

Dirk und die kleine Unbekannte

Die Gossip-Geschichte rund um Dirk Nowitzki und die von der Polizei gesuchte Frau an seiner Seite hat, wie nicht anders zu erwarten, auch in Deutschland quer durch alle Online-Medien Wellen geschlagen. Eine ausführlichere Zusammenfassung des letzten Stands steht morgen in der Printausgabe der FAZ. Man kann davon ausgehen, dass die Online-Ausgabe den Text schon vorher bringen wird. Wer sich übrigens für das Video interessiert, das in der Küche des Basketballers aufgenommen wurde und das die beiden zusammen zeigt, sollte sich hierhin durchschlagen. Die Dallas Mavericks spielt am Samstag in eigener Halle gegen die Denver Nuggets. Die Mannschaft ist nicht chancenlos. Aber man sollte sich darauf einstellen, dass die Serie schnell zu Ende geht.

7. Mai 2009

Roadkill in Arizona: Tote Coyoten

Wer wissen möchte, was Wayne Gretzky macht, falls die Phoenix Coyote nach Kanada transferiert werden: Er will sich nicht vom Fleck rühren. Komisch eigentlich. Und dann doch wieder nicht. Komisch: Gretzky ist Kanadier. Und er ist der Trainer der Mannschaft, die seit Jahren in der NHL nicht mehr auch nur einen Platz an der Sonne erobern konnte.
Doch wieder nicht: Als Minderheiteneigner des in Konkurs gegangenen Clubs gehört er zu den Geschädigten.
Gretzky schob in seiner Begründung, die er bereits vor ein paar Wochen gab (für den Fall des Falles), die Familie vor.

Übrigens sollte man nicht so sicher sein, dass die Coyotes nach Kanada wechseln, wo man in Hamilton (unweit von Toronto und nicht so viel weiter weg von Buffalo) bereits Eishockey-Teams hat. Zwar gibt es mit Los Angeles (den Kings und den Ducks in Anaheim) und New York (Devils, Rangers, Islanders) zumindest zwei Regionen, in denen sich Mannschaften um die Fans balgen. Aber die Beispiele zeigen bereits, dass man da an der Grenze des Finanzierbaren herumeiert. Die Devils bekamen im ersten Match der diesjährigen Playoffs nicht mal die eigene Halle ganz voll. Die Islanders sind ein Desaster.

Der Mann, der den Club haben und transferieren möchte, hatte schon neulich mit den Nashville Predators eine Show abgezogen (siehe seine Wikipedia-Seite mit der Geschichte über die bereits in den Verkauf gegangenen Jahreskarten). Jim Balsillie mag zwar ein heißer Kandidat sein, weil er hinreichend Geld hat und weil er ständig allen wirtschaftlich schwachen Clubs hinterherhechelt (sein erster Greifarm ging Richtung Pittsburgh). Aber wie dogfood auf allesaussersport andeutet: Es gibt da noch die NHL, den Commissioner und die anderen Club-Besitzer. Deren Macht und deren strategischer Blick auf die Zukunft sollte man nicht unterschätzen. Die Liga hat sich überdies durch einen besonderen Umstand in eine stärkere Position gebracht, die es ihr erlaubt, sich in die Abwicklung des Konkurses mit einzuschalten,, anstatt nur als Zaungast die Vorgänge zu verfolgen. Sie gehört zu den Gläubigern, nachdem sie zuletzt für einige Verpflichtungen des Clubs Geld ausgelegt hatte. Und die Gläubiger haben ein gewichtiges Wort, auch wenn ein Konkursrichter die letzte Entscheidung über Wohl und Wehe der Schuldentilgung hat.

Eines ist sicher klar: NHL-Eishockey in Phoenix sollte man abhaken und für die Zukunft vergessen. Aber in der gegenwärtigen Situation wäre es viel lohnender, die Liga um diesen Club zu streichen. Denn die Tatsache alleine, dass man in Hamilton Zuschauer fände, um die dortige Halle zu füllen, löst nicht das Dilemma der Liga: Sie hat keinen Fernsehvertrag in den USA, der Geld einspielt. Und in Kanada zahlt das Fernsehen bereits so gut es geht. Ein siebtes kanadisches Team in der NHL bringt mithin ganz bestimmt keine zusätzlichen Einnahmen aus dieser Quelle. Ein solches Manko wird auch nicht durch jenen Aspekt ausgewogen, wonach eine stärkere sportliche Rivalität in der Region die Begeisterung der Anhänger weiter am Köcheln halten würde.

Richtig ist sicher, dass eine Konzentration der Liga auf Schwerpunkte und Rivalitäten eine bessere Ausrichtung ist als der Versuch, sich flächendeckend in den USA festzusetzen. Aber das funktioniert auch in anderen Sportarten nur bedingt. Und das nicht nur im Baseball, wo sich die Lokalrivalen in unterschiedlichen Ligen aufhalten und sich nur selten über den Weg laufen. Aber damit kann man keine Milliardenunternehmen ernähren. Eine Sportart muss heutzutage im Fernsehen zünden und den dortigen Töpfen finanziert werden. Wer das nicht schafft, krebst nur herum.

Manny hatte genascht

Manny Ramirez lebt nicht gesund. Das hat ein Dopingtest gezeigt, der ihm die Einnahme einer Substanz nachwies, die auf der Liste steht. Normalerweise behandelt man mit dem Stoff die Fruchtbarkeit von Frauen oder auch Probleme von Jungen in der Pubertät. Ramirez muss 50 Spiele aussitzen. Das entspricht einem Drittel der regulären Saison. Das Geräusch aus Boston anlässlich der Nachricht? Ein Raunen der Erleichterung. Man hatte Ramirez in der letzten Saison an die Los Angeles Dogers abgegeben, weil man ihn nicht mehr tragbar fand. Man wird in den nächsten Tagen sicher lesen könnnen, ob der Outfielder eventuell auch schon in Boston von verschreibungspflichtigen Mitteln genascht hat. Die Anti-Ramirez-Stimmung bei den Red Sox ist ziemlich ausgeprägt. Hier erst mal nur der Hinweis auf eine Meldung von neulich über eine Aussage von Jose Conseco, der schätzt, dass Ramirez' Name auf der Liste der mehr als hundert Spieler steht, die 2003 bei der allerersten Testrunde positiv auffielen. Auf dieser Liste befand sich unter anderem auch Alex Rodriguez.

5. Mai 2009

Der Spielemacher

Achtung, heute eine dreifache Verneinung zum Einstieg:
Wenn man Videospielen nichts abgewinnen kann, heißt das nicht, dass man sich nicht für das Geschäft mit ihnen und für die Abläufe drumherum interessiert. Deshalb hier heute ein Hinweis für Football-Fexe mit Madden-Ambitionen: ein Interview mit dem Mann hinter den Kulissen – Assistent Designer Anthony White (via Deadspin).

2. Mai 2009

Der Klingelbeutel: Segnungen des Südens

Wie jedes Jahr: Ja, es gibt den 1. Mai in Amerika. Nein, es ist kein Feiertag. Wir haben Labor Day Anfang September, immer ein Montag, immer ein Feiertag. Man kommt ohne Kundgebungen aus. Kein Wunder, angesichts einer allgemeinen Haltung, die die Gewerkschaften in eine Kuriosität verwandelt hat. Besonders in den Südstaaten ist man stolz darauf, dass die Arbeitnehmer so gut wie nirgendwo ihre eigenen Vertreter haben, die für sie kämpfen. Auch die Arbeitnehmer sind stolz darauf. Sie sind auch stolz auf ihre niedrigen Löhne, besonders in diesen Tagen, wenn man in Detroit und anderen Teilen der einst so mächtigen Autoindustrie alles kurz und klein haut, was auch nur nach einer Entlohnung aussieht, mit der man sich in den unsozialen USA eingermaßen komfortabel über Wasser halten kann. Dafür beten sie zum Beispiel in Tennessee am Anfang von öffentlichen Veranstaltungen (wie ich in der letzten Woche mal wieder aus nächster Nähe erleben durfte) und sprechen danach wie in einem Massengebet den Treueschwur (Pledge of Allegiance) auf die Fahne des Landes. Die Pastorin bat übrigens nicht nur um Segen für das (ziemlich schlechte) Essen, das uns bei der Gelegenheit serviert wurde, sondern auch für die Hände, die das Essen zubereitet hatten (also Arbeiter, die gewerkschaftlich nicht organisiert sind). Es waren jene Hände, die meinen Nebenmann einen seltsamen Gruß in den Salat gerührt hatten: die Spitze eines Fingers von einem Plastikhandschuh.

• Eine ganze Frisbeemannschaft in Oregon wurde vom Sport ausgeschlossen, weil einige Mitglieder ohne Hosen und ohne Unterwäsche angetreten waren. Wie auszüglich.

• David wer? Die Zuschauer der LA Galaxy warten auf die Rückkehr ihres berühmten Mittelfeldspielers. Vorher gehen sie wohl nicht mehr ins Stadion.

• Die erste Runde der NBA-Playoffs hat in diesem Jahr ein paar anregende Begegnungen produziert. Auch wenn, anders als beim Eishockey, wo es immer wieder Außenseiter-Erfolge gibt, am Ende meistens die auf dem Papier bessere Mannschaft gewinnt. Boston Celtics gegen Chicago Bulls mit ihren mehrfachen Mehrfach-Verlängerungen sind diesmal die größte Attraktion. Die Glückspilze der Saison sind die Dallas Mavericks, die sich am Ende der Tabellenrunde noch so gerade eben auf den sechsten Platz hangelten und auf diese Weise nicht nur den Los Angeles Lakers als Erstrundengegner auswichen, sondern mit den San Antonio Spurs (ohne Manu Ginobili) eine völlig wehrlose Truppe aus dem Rennen werfen durften. Ab Sonntag gegen die Denver Nuggets in der zweiten Runde sieht die Sache ganz anders aus. Verstärkt durch Chauncey Billups, der im Tausch für die Abwrackprämie namens Iverson aus Detroit kam, dürfte das Team den schönen Träumen in Dallas schnell und zackig das Licht ausmachen.